PR-Agenturen, die ihre Mitarbeiter dazu anhalten Pressemitteilungen hinterherzutelefonieren, sind ja bekanntlich eine leider sehr verbreitete Büroplage. Immer wieder gehörter O-Ton: „Wir haben Ihnen vor zwei Wochen (Anmerk. des Verf.: vor 2.200 gelöschten Müll-E-Mails) eine Pressemitteilung von unserem Kunden „Haste-noch-nie-gehört“ zum neu erfundenen Rad geschickt, und wollten mal nachfragen, ob das interessant für Sie war oder, ob Sie noch Fragen dazu haben.“
Die W&V hat sich dieser Unsitte jüngst in einer netten Auflistung der „sieben nervigsten PR-Tricks“ gewidmet, wobei ich den Begriff „Tricks“ in diesem Zusammenhang etwas irreführend bzw. euphemistisch finde.
PR-Agenturen aber, die sich nicht zu blöd sind, Redakteure mit E-Mails wie der folgenden anzubaggern, sollten sich nicht wundern, wenn ihre Schreiben direkt im Papierkorb landen und zwar dort im Unterordner „unverschämt und selten blöd“.
Zitat aus der PR-Mail:
„…wir betreuen seit Kurzem ein neues e-Commerce-Portal, das sich derzeit noch in der Beta-Phase befindet, aber gegen Ende des Monats/Anfang November an den Start gehen wird. Das neuartige Geschäftsmodell wird für die Leser … von großen Interesse sein, da es solch ein Angebot derzeit in Deutschland noch nicht gibt. Wir möchten den Redaktionen des XY-Verlages das Portal und das Geschäftsmodell gern als erstes vorstellen und unser Geschäftsführer wird mit dem Gründer dieses neuen e-Commerce Portals am XY.10.2012 von Hamburg nach Frankfurt kommen.
Gern können wir Ihnen alle Einzelheiten bei einem Termin bei Ihnen in der Redaktion vorstellen und sie können dann gern ein Interview mit dem Gründer und Geschäftsführer führen.
Unser Kunde möchte dieses neue Portal auch in den Medien des XY-Verlages bewerben und wir sind bereits mit Ihrer Anzeigenabteilung im Gespräch.“
Na, da wünschen wir dem hoffnungsvollen Gründer und Geschäftsführer sowie seiner eilfertigen Agentur aber doch viel Glück und gutes Gelingen, insbesondere bei den Gesprächen mit der Anzeigenabteilung.
Selbst wenn es sich bei dem betreffenden Mister X um Benjamin Otto persönlich und das sagenumwobene neue E-Commerce-Projekt der Otto Group handeln sollte oder den auferstandenen Steve Jobs – diese billige Anmache wird hier bestenfalls mit Nichtbeachtung gar nicht erst ignoriert.
[Rant-Modus off]