Ich bin Journalist und seit Mai 2014 Leiter des Ressorts „Recht und Politik“ bei der Lebensmittel Zeitung (LZ). Zuvor war ich 13 Jahre beim Wirtschaftsmagazin Der Handel tätig; zunächst als Wirtschaftsredakteur, dann in der Funktion des Ressortleiters „Finanzen und Recht“ und schließlich ab 2008 als Mitglied der Chefredaktion („Der Blattmacher“). Die beiden Publikationen werden von der dfv Mediengruppe (vormals Deutscher Fachverlag) herausgegeben. Meine journalistische Grundausbildung absolvierte ich von 1999 bis 2001 als Wirtschaftsredakteur beim Brancheninformationsdienst markt intern.
Bevor ich mich der vierten Gewalt zuwandte, konnte ich Berufserfahrungen in der Exekutiven, Legislativen und Judikativen sammeln: als Mitarbeiter im wissenschaftlichen Dienst der Bundestagsverwaltung, Referent eines Bundestagsabgeordneten und in verschiedenen Stationen meines Rechtsreferendariats am Oberlandesgericht Düsseldorf – etwa im damaligen Innen- und Justizministerium Nordrhein-Westfalen sowie bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und am Landgericht Düsseldorf.
Weitere Referendarstationen führten mich an die Verwaltungshochschule in Speyer und in eine kleine, aber feine Rechtsanwaltskanzlei in Köln.
Von 1992 bis 1996 studierte ich Rechtswissenschaft an der Universität zu Köln. Dort war ich zuvor zwei Semester lang für einen Magisterstudiengang in Geschichte, Politik und Philosophie eingeschrieben. Spätestens als ich in einer Vorlesung zu Kants Rechtsphilosophie aber weder den Ausführungen des Professors noch den Fragen meiner Kommilitonen folgen konnte, wusste ich, dass dieses Studium mein Abstraktionsvermögen leider übersteigt und konzentrierte mich fortan auf die wesentlich handfestere Juristerei.
Heute werde ich mitunter ungläubig angeschaut, wenn ich mich zu meinen beiden juristischen Staatsexamen bekenne. Mehr oder weniger unausgesprochen steht dann die Frage im Raum, warum trotz der „Befähigung zum Richteramt“ nichts Ordentliches aus mir geworden ist. Dazu kann ich nur sagen, dass der Journalismus immer ein Traumberuf von mir war – und nach wie vor ist. Es macht mir Spaß und bleibt stets spannend, sich immer wieder mit neuen Themen und Menschen zu beschäftigen, Geschichten auszugraben, Themen anzustoßen und zu entwickeln, neugierige Fragen zu stellen und Texte zu bearbeiten. Journalisten werden fürs lebenslange Lernen bezahlt. Und: Der Text ist die Party.
Das sehen nicht nur sprachverliebte Juristen vermutlich ganz genauso, denn das Handwerkszeug der Rechtswissenschaft ist nun einmal die Sprache und der anwaltliche Schriftsatz Schild und Schwert. („Die Sprache, die sei Dreierlei: ein Schwert, ein Schild und Arzenei.“) Oder, wie es der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in einem Spiegel-Interview (51/20) so schön sagte: „Jurist und Journalist. Der Jurist hat den Vorteil, dass er klar und strukturiert denkt. Und der Journalist kann zwischen den Zeilen lesen. Beides zusammen ist für die Politik eine gute Kombination“. Nicht nur für die Politik, möchte ich ergänzen und ansonsten Herrn Söder ausnahmsweise zustimmen.
Zugegebenermaßen wäre ich damals, vor meinem Quereinstieg in den Journalismus im Jahr 1999, auch gern an der Politik dran geblieben, am Puls der Zeit im Wissenschaftlichen Dienst der Bundestagsverwaltung, an der Seite eines Abgeordneten, im Mitarbeiterstab einer Fraktion oder in einem Ministerium. Es ergab sich jedoch nicht. Sicher auch deshalb nicht, weil ich mich nicht herzhaft genug für eine Partei entscheiden konnte und man im politischen Geschäft meiner Erfahrung nach sehr von persönlichen Beziehungen und Förderern abhängig ist – im Rückblick bin ich froh, dass ich einen anderen, unabhängigeren Weg eingeschlagen habe.
Die Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im 1. Untersuchungsausschuss der 13. Wahlperiode, den ich recht lang und aus verschiedenen Blickwinkeln (Sherpa im wissenschaftlichen Dienst, Büchsenspanner von MdB und Fraktion) begleiten durfte, möchte ich jedoch nicht missen. In den Vernehmungen wurden echte Räuberpistolen zum Besten gegeben: von einem BND-Vizepräsidenten, der mit kindlichem Stolz berichtete, nie ohne Maschinenpistole auf dem Nachtisch zu Bett zu gehen („Der Feind schläft nicht“), bis hin zu wilden Storys von dilettantischen Kleinkriminellen à la Fargo und unterbeschäftigten BND- und BKA-Verbindungsbeamten, die sich im schönen Spanien langweilten. Der Ausschuss hatte einige Highlights zu bieten, beispielsweise eine Verfassungsbeschwerde der SPD mit Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio (dem späteren Richter am Bundesverfassungsgericht) sowie die Vernehmung des Zeugen „Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl“.
Wesentlich mehr als der SPIEGEL schon vor der Einsetzung des Ausschusses in einer Titelgeschichte berichtete (15/1995), haben wir aber nicht wirklich herausbekommen, trotz aller Zeugenbefragungen durch sämtliche Hierarchielinien von BND, BKA, BayIM, BayLKA, etc. p.p. – auch deshalb bin ich vermutlich zur Presse gewechselt. Immer auf der Suche nach der Wahrheitsfindung. 🙂
Ach ja, ursprünglich komme ich aus dem Sauerland, dem Land der 1.000 Berge. Plettenberg, das „San Casciano“ von Prof. Carl Schmitt („Furchtbare Juristen„), ist meine Geburtsstadt, in der ich auch zur Schule ging und Abitur machte, bevor es mich 1989 zum Zivildienst in die „große Stadt“ nach Köln verschlug. Ich bin Jahrgang 68, Spätlese, glücklich verheiratet und Vater von drei Töchtern (*2006, *2007,*2015). Einen kleinen Einblick in unser Leben als „verarmte, hart arbeitende“ Akademikerfamilie gewährt dieser FR-Artikel. Mein Lieblingszitat daraus: „Gut, dass Papa Hanno Bender gerade von der Arbeit nach Hause kommt“.
Hier finden Sie einen Lebenslauf von Hanno Bender in tabellarischer Form.